„Migranten für den Dienst in der Feuerwehr zu gewinnen“ war das zentrale Thema eines Arbeits-Treffens im Kaller Rathaus, an dem hochkarätige Gäste der NRW-Landesregierung, des Verbandes der Feuerwehren NRW, des Kreisfeuerwehrverbandes und der Gemeinde Kall teilnahmen. Es ging um die Förderung des Ehrenamtes, die Erhöhung der Altersgrenze für den Dienst in der Feuerwehr sowie um Inklusion und Integration innerhalb des Projektes „FeuerwEHRENsache“, dass das Innenministerium und der Verband der Feuerwehren NRW für einige Pilotfeuerwehren auf die Schiene gebracht haben. Eine der sieben Pilotfeuerwehren in NRW ist die Feuerwehr der Gemeinde Kall, die sich schon seit Monaten mit der Thematik befasst, um den drohenden Folgen des demografischen Wandels rechtzeitig entgegen zu wirken. Man wolle versuchen, auch Menschen mit Behinderungen in das Konzept mit einzubeziehen, berichtete Bürgermeister Herbert Radermacher am Donnerstag: „Auch für diese Menschen gibt es Aufgaben in der Feuerwehr“.
Der Wegfall der Altersgrenze von 63 Jahren für den aktiven Feuerwehrdienst bedeute für die Kaller Pilot-Feuerwehr eine längere Sicherung von Personal, Wissen und Kompetenz. Etwa 20 Feuerwehrmitglieder der starken Jahrgänge könnten in naher Zukunft durch den Wegfall der Altersgrenze ihren Dienst weiter verrichten, berichtete Gemeinde-Wehrleiter Harald Heinen: „Die gingen uns sonst verloren“.
Zentrales Thema am Donnerstag war die Integration von Migranten in der Feuerwehr. Dazu war Staatssekretär Thomas Klute vom NRW-Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales eigens nach Kall gekommen, um Ideen zu entwickeln, wie die Pilotfeuerwehr Kall diese Zielsetzung erfüllen kann. Mit dabei war auch Branddirektor Stefan Neuhoff, ehemaliger Chef der Kölner Berufsfeuerwehr und stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren in NRW.
Das Integrationsministerium unterstütze das Projekt „FeuerwEHRENsache“, denn der Anteil von Menschen mit Behinderungen oder einem Migrationshintergrund in den Feuerwehren sei noch recht gering. Im Kreis Euskirchen, so Klute, habe jeder achte Einwohner einen Migrationshintergrund. „Wir müssen diese Menschen mitnehmen“, so der Staatssekretär. Es sei ein großes Potenzial vorhanden, das man nicht einfach liegen lassen solle. Klute: Integration findet doch überall statt, warum nicht auch in der Feuerwehr“.
Er sei deshalb dankbar, dass sich die Feuerwehr Kall dieser Aufgabe stelle. Es gehe jetzt darum, aktiv auf diese Leute zuzugehen. Es sei nicht in allen Ländern so wie in Deutschland, dass die Feuerwehr ein großes Vertrauen genieße. Es gebe problematische Länder, in denen eine Uniform mit Militär in Verbindung gebracht werde und Angst verbreite. Es werde deshalb schwierig, Migranten aus diesen Ländern für die freiwillige Feuerwehr zu begeistern, weil sie deren Systematik nicht kennen.
Das bestätigte auch die 50-jährige in Russland geborene und in Bulgarien aufgewachsene Migrantin Maya Svechtarova (siehe Kasten), die im November der Löschgruppe Wahlen beigetreten ist. Dass sie in der freiwilligen Feuerwehr mitmache und eine Uniform habe, könnten ihre Landsleute in Bulgarien nicht verstehen. Aus ihrer eigenen Erfahrung könne sie sagen, dass Integration oft einen langen Atem brauche.
Wie der Kaller Wehrleiter Harald Heinen berichtete, ist Maya Svechtarova das erste Feuerwehrmitglied in der Gemeinde Kall mit Migrationshintergrund. Das Thema Migranten und Integration sei nicht „durch Umlegen eines Schalters“ sondern nur über den Weg der kleinen Schritte zu erreichen. Heinen: „Das ist ein dickes Brett, das wir bohren müssen“.
Man müsse als erstes die Eltern der Migranten gewinnen und mit ihnen das Gespräch suchen, sagte Beigeordneter Uwe Schmitz. In Kall gebe es viele junge Flüchtlinge aus Krisenländern, die man ansprechen könne. „Die warten nur darauf, in Vereinen mitmachen zu können“, so Schmitz.
Das Thema Migration und Integration sei eine Herausforderung, der sich die Feuerwehr Kall stellen werde, versicherte Wehr-Chef Harald Heinen: „Wenn nicht die Feuerwehr der Sache offen gegenübersteht, wer denn sonst“. Das Retten und Schützen von Menschen sei oberstes Gebot der Feuerwehr – egal welcher Religion und Nationalität sie angehören.
Text und Fotos: Reiner Züll